Ein Auszug aus einem Forums-Thread von 2014 – hier mit den dazugehörigen Fotos.
Lieber Niels Juhlke !
Per Zufall bin ich auf Ihren Bericht über die legendäre Geländefahrt in Kaltenkirchen bei Hamburg gestossen. Ich fuhr von 1960 bis 1976 Trial, Gelände-und Motocrossrennen auf GREEVES (England) und CCM. Nachdem ich mich 1962 bei Juniorrennen für die Nationale Klasse qualifizieren konnte, beantragte ich eine Internationale Lizenz für Trial und Geländesport. 1963 fuhr ich in der Trial Intern Klasse auf meiner 1962 erworbenen GREEVES 24 TES mit mässigem Erfolg. Der bekannte Gelände-und Trialfahrer Charly Fidler, der oft an deutschen Geländefahrten teilnahm und 1964 50 Jahre alt war überredete mich, an der Geländefahrt Onkel Toms Hütte teilzunehmen. Da er ebenfalls eine GREEVES 24 TES mit 246 ccm Villiers Motor fuhr und Ruedi Hüsler, ein talentierter Nachwuchsfahrer noch überzeugen konnte, waren wir ein GREEVES Markenteam, von Fidler angemeldet!
Wir hatten nicht viel Geld, aber Fidler (Kürschner/Pelzhändler) kam mit seiner Ami-Riesenkutsche mit V8 Motor und Anhänger mit 3 GREEVES und auf der HAFRABA musste jeder tief in die Tasche langen (Benzin). Dies war meine erste Geländefahrt und ich erlebte mein blaues Wunder!
Ich erlaube mir einen Auszug aus der kleinen, dazumal in ca. 200 Exemplaren erschienenen Zeitschrift „Motorradsport“, wiederzugeben:
Schweizer Geländesportler an der Internationalen 2-Tage-Fahrt in Hamburg-Kaltenkirchen,Ostern 1964.
Diese Jubiläumsfahrt (10 Mal) stand wettermässig unter einem sehr schlechten Stern. Während es am Samstag, dem ersten Fahrtag, noch zu keinen Niederschlägen kam, war der Sonntag direkt katastrophal. Sehr kalter Wind, Eisregen in Schnee übergehend machte den Fahrern und Funktionären schwer zu schaffen. Von den ca. 160 Startenden erreichten nur 1/3 das Ziel nach 520 km Langstrecken-Cross. Viele Fahrer waren den übermässigen Strapazen einfach nicht gewachsen. Fidler fuhr seine bisher schnellste Geländefahrt, kam nie in Zeitschwierikeiten und konnte die Goldmedaille erringen.
Eine sehr gute Leistung vollbrachte Ernst Häusler, der seine erste derartige Fahrt durchkämpfte und etwas handikapiert war, da seine Maschine nur mit Trialreifen versehen war. Er konnte eine Bronze-Medaille in Empfang nehmen.
Sieger und Tagesbester wurde der Schwede Eckberg auf Husqvarna 250, der zweifache Sieger von 1962/63, der Schwede Enequist hatte in der Motocross Sonderprüfung Kettenpech und verlor. Für die Schweiz einen sehr beachtlichen Erfolg stellt der 2.Platz der Fabrikmannschaft GREEVES Schweiz dar, welche von ca.18 Mannschaften hinter dem Husqvarna Team den Ehrenplatz errang mit Fidler, Häusler und Hüsler.
Sehr deprimierend für die Schweizer, die wiederum ohne jeglichen Manager und Helfer auskommen mussten, waren die vorzüglich klappende Mannschaftsbetreuung der Schweden und der Deutschen. Hätten die Helfer der deutschen Bundeswehr, welche wiederum zahlreiche Fahrer delegiert hatte, den Schweizern Häusler und Fidler nicht kameradschaftlich Benzin abgegeben, wären alle Anstrengungen für die Katze gewesen.
Zu erwähnen ist noch der freundliche Empfang der Ausländer durch die Ortsbehörden am Freitagabend und die Mitarbeit der Polizei und anderer Organisationen an dieser Veranstaltung. Auch für diese wertvolle Sparte des Motorradsportes ist die Schweiz steiniger Boden und wir Fahrer würden eine ausländische Lizenz für Geländefahrten sehr schätzen.
An der im gleichen Jahr durchgeführten Geländefahrt Biberach mit der gleichen Mannschaft gewannen wir den Mannschaftspreis und ich den Trialwettbewerb.
So war ich bereit für meine erste ISDT in Erfurt, DDR, die ich trotz Unfall und Augenverletzung mit einer Bronze-Medaille erfolgreich beendete. Ich bekam einen Sonderpreis für die beste sportliche Leistung („er kämpfte wie ein Löwe!“) Allen Widerwärtikeiten zu trotzen, zu kämpfen, das hat mich der Sport gelehrt. Nun bin ich 76 Jahre alt, habe erst 2012 mich mit Internet befasst und hoffe,mein Beitrag geht in die Herzen der echten Geländefreaks!
Alles Gute wünscht Euch allen Ernie Robusto – 17.2.2014
https://www.offroadforen.de/forum/thread/46269-hans-harbeck-und-onkel-toms-h%C3%BCtte/?pageNo=7